Rembrandt und die Auferstehung ChristiDer Vortrag "Rembrandt und die Auferstehung Christi" bot den rund 20 anwesenden Kunst- und Kulturinteressierten einen tiefgehenden Einblick in das gleichnamige Werk Rembrandts aus dem Jahr 1630. Organisiert von Kultur Amden unter der Leitung von Harald Atmanspacher, wurde das Referat von dem Dominikanerpater und Kunstrestaurator Uwe Augustinus Vielhaber durchgeführt.
In seinem Vortrag ging Vielhaber auf die komplexe Symbolik und die kunsthistorische Bedeutung des Gemäldes ein. Vielhaber beleuchtete die Entstehungsgeschichte des Werkes, das in den Wirren des 30-jährigen Krieges und unter dem Patronat von Frederik Hendrik von Oranien entstand, und gab Einblicke in Rembrandts künstlerische Intentionen sowie die technischen Aspekte der Malerei. Der Vortrag erstreckte sich über verschiedene thematische Schwerpunkte – von der Bedeutung des Passionszyklus, über die kunsthistorische Einordnung Rembrandts in seiner Zeit, bis hin zu detaillierten Betrachtungen einzelner Bildelemente und ihrer theologischen Interpretationen. Vielhaber ging dabei auch auf die Rolle des Engels und die Darstellung Jesu als auferstandenen Christus ein, der nicht als triumphierender Held, sondern in seiner menschlichen Verwundbarkeit gezeigt wird. Ein besonderer Fokus lag auf der restauratorischen Perspektive, bei der Vielhaber die Techniken der Röntgen- und Infrarotuntersuchung erläuterte, die neue Einblicke in die unter den Farbschichten verborgenen Prozesse der Bildentstehung ermöglichen. Er zeigte auf, wie diese Methoden nicht nur zur Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken beitragen, sondern auch deren kunsthistorische Einordnung und Interpretation bereichern können. Die Veranstaltung bot den Teilnehmern eine einzigartige Gelegenheit, die Tiefe von Rembrandts künstlerischem Genius und dessen Auseinandersetzung mit dem zentralen christlichen Mysterium der Auferstehung aus einer vielschichtigen Perspektive zu erfahren. Durch die Kombination aus kunsthistorischer Analyse und technischer Untersuchung wurden die Zuhörer in die Lage versetzt, das Werk Rembrandts und seine Bedeutung in einem neuen Licht zu sehen. Ein lebendiges Erlebnis: Ammler Krippe in AmdenBald wird die wunderschön gestaltete Krippe in der Galluskirche Geschichte sein und dann kreisen im Kopf vom kreativen, unermüdlichen Gestalter Rolf Böni bereits Gedanken um die nächste Krippe im Dezember 2024. Noch einmal geniessen wir an diesem Abend mit leuchtenden Augen still den Anblick der seit 1997 gesammelten, kunstvollen Holzfiguren, die zum Teil riesigen Wurzelstöcke und Bäume, kleinem blühenden, welche zusammen mit unzähligen, feinen Lichter eine überaus stimmige Atmosphäre ergeben. Bereits im Frühling begibt sich Rolf auf Entdeckungsreise und merkt sich, was passen könnte. Grosse Bäume und Wurzeln werden vor Ort zugeschnitten, damit diese ohne Beschädigungen in der Kirche später platziert werden können. Schwerstarbeit für Mensch und Transporter mit Kran. Zum Glück sind Familienmitglieder und Freunde bereit, abends und an Wochenenden tatkräftig mitzuhelfen. Mit der Natur im Einklang, so ist die Devise. Sowie beim Ernten der Naturmaterialien, sowie beim Rückbau wird sorgfältig darauf geachtet, dass die Natur in keiner Weise beschädigt wird. Im Dezember steht die Kirche ausschliesslich der Kreation der Krippe zur Verfügung. Mit liebevollen Feinarbeiten wird in der Adventszeit die nächste Krippe zum Erstrahlen gebracht. In dieser Zeit werden die Gottesdienste in der St.-Anna-Kapelle abgehalten, bis am Heiligabend das Geheimnis gelüftet wird. Diesmal war es die „Schönste“ sagen wir alle Jahre wieder.
Bericht von Erika Schärer Besuch und Führung der Läderach SchoggifabrikAm 25. November 2023 unternahmen wir, eine Gruppe von rund 30 Schokoladenenthusiasten aus Amden und Weesen, eine spannende Reise zur Läderach Fabrik in Bilten. Mit Fahrgemeinschaften machten wir uns um 11 Uhr auf den Weg, um in die Welt der Schokoladenherstellung einzutauchen. Im "House of Läderach" erwartete uns ein tiefgehender Einblick in den Schokoladenherstellungsprozess durch zwei exklusive Führungen. Besonders bereichernd war die Expertise und Begeisterung der Guides - eine der beiden Führungen stand unter der Leitung von Brigitte Wullschleger aus Amden.
Highlight des Besuchs war das Selbermachen von Schokolade sowie die Degustation verschiedener Schokoladensorten, bei der wir die geschmackliche Vielfalt je nach Herkunft der Kakaobohnen – von Trinidad bis Madagaskar – entdeckten. Dieser Ausflug bot uns nicht nur neue Erkenntnisse, sondern auch ein unvergessliches Erlebnis, das unsere Begeisterung für Schokolade neu entfachte. Ein Tag voller Entdeckungen und Genuss, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ammler Herbstmark 2023 Alle unsere Wünsche gingen in Erfüllung. Das Wetter blieb trocken, im Gegensatz zum Vorjahr, wo es uns fast fortschwemmte. An dieser Stelle möchte ich den Helferinnen und Helfern am Stand Kultur Amden ein grosses Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz aussprechen. Dank euch konnten wir hinter dem Grill so richtig Gas geben. Und dank des Erlöses von 150 feinen Grillwürsten und verschiedenster Getränke durften wir dem Verein KulturAmden einen guten Batzen in die Kasse übergeben.
Organisation und Text: Erika Schärer Fantastische Jahre: Führung im Freulerpalast Als Seidendruckerei 1937 gegründet, erlebte die Textildruckerei Mitlödi zwischen 1960 und 2000 fantastische Jahre. In einer Zeit, in der viele Schweizer Textildruckereien ihre Produktion einstellten, wurden im Glarner Dorf Mitlödi viele tausend Meter Luxusstoffe für die internationalen Haute-Couture-Häuser bedruckt. Modehäuser wie Yves Saint Laurent, Chanel, Ungaro und Givenchy statteten über viele Jahre ihre Sommer- und Winterkollektionen mit Stoffen aus Mitlödi aus. Erstmals wurden im Rahmen einer Ausstellung diese kostbaren Stoffe und die aus ihnen entstandenen Kleider, Kostüme und Foulards der großen Pariser Couturiers gezeigt. Sichtbar gemacht wurde die Produktionsstätte dieser letzten Glarner Textildruckerei durch die Fotografien von Volker Kreidler. Aufgenommen im Sommer 2020, beschreiben sie den Fabrikraum, in dem diese Stoffe entstanden. Wohl dem wunderschönen, warmen Baditag geschuldet, folgten lediglich 12 Personen der Einladung ins Landesmuseum Glarus. Doch wir genossen den spannenden Rückblick in fantastische Jahre mit einer fantastischen Führung in vollen Zügen.
Organisation: Erika Schärer / Text: Archiv Landesmuseum Glarus Kloster Rebberg Weesen: Abendliche Sommer-Exkursion, Führung mit dem Winzer Vom unteren Tor des wohl beschützten Rebbergs folgen wir dem leidenschaftlichen Winzer in vierter Generation, Valentin Violetti. Erfahren wir mehr über Pflege, Ernte und Behutsamkeit, welche den Rebsorten und dem Wein zukommt. Oberhalb des Klosters Maria Zuflucht, geschützt vom Chloschterwald, gedeihen die Weinreben am Südhang über dem Walensee unter besten Bedingungen. An diesem herrlichen Abend bestaunen wir zudem die atemberaubende Aussicht in die Bergwelt. Während des überaus steilen Aufstiegs wird klar, wie viel Willen und Kondition für die Bewirtschaftung des Rebbergs unabdingbar sind. Werden Vogelschutznetze eingesetzt, müssen nötige Massnahmen getroffen werden, damit diese nicht zu Fallen für Vögel und kleine Säugetiere werden. Die leuchtend blauen Seiten-Rebnetze haben sich bewährt, doch auch diese müssen regelmäßig auf Löcher sowie gefangene Tiere kontrolliert werden. Nach der Ernte werden die Netze schnellstens entfernt. Trotz ständiger Kontrolle haben zurzeit einige Rehe ein Schlupfloch gefunden, um an die wohlschmeckenden Blätter und Zweige der Reben zu gelangen. Um grössere Schäden zu vermeiden, müssen die Tiere unter Aufsicht des zuständigen Wildhüters mit Geduld und Ausdauer vertrieben werden. In der Höhe geniessen und degustieren wir mit dem Winzer einige der feinen, ehrlichen Violetti Weine. Durch das obere Tor verlassen über 20 interessierte Mitglieder diesen wahrlich zauberhaften Ort.
Organisation / Bericht: Erika Schärer «Ich bevorzuge keine bestimmten Musikstile»Von Urs Roth, aus Ammler Zitig, Juli 2023
Das Obertoggenburg ist seine Heimat – er ist also, ennet der "Höhi", sozusagen ein Nachbar von Amden. An einem Anlass von Kultur Amden am Abend des 6. Juni konnte man den Musiker, Komponisten und Klangliebhaber Peter Roth näher kennenlernen. Ganz und gar nicht von oben herab möchte er sein Publikum behandeln. "Dieser Platz ist etwas gar hoch oben", hört man ihn murmeln, als er das Klavier auf der Bühne des Saals erblickt. Nun, für seine Begrüssungsmelodie am Piano – und am Schluss dann auch für den Abschiedssong – ist dieser Standort halt gegeben und nicht zu ändern. Den Hauptteil seiner Vorstellung bestreitet Peter Roth dann aber auf dem Boden des Saals, auf Augenhöhe mit der Zuhörerschaft. Die Spannweite seines Schaffens kommt gleich zu Beginn zum Ausdruck. Nach den einfühlsamen, romantischen Klängen am Klavier kommt das bereitstehende Hackbrett zum Einsatz. Und zwar zusammen mit dem Publikum. Die Gäste sollen "grad hebe", schlägt Peter Roth vor. Die Männerstimmen abwechselnd zwei verschiedene Töne, die Frauenstimmen zwei andere, das zusammen mit einer Melodie, die er mit dem Hackbrett einfügt. "Tönt ganz gut", meint Peter Roth. Ob sein Kommentar ernst gemeint oder vielmehr der Höflichkeit geschuldet ist, bleibt sein Geheimnis. Der gute Wille aber war sicher da. "Resonanz", meint er weiter und zeigt auf das Fundament des Hackbretts, "eine ganz wichtige Sache bei Musik und Klängen". Das sollte sich im weiteren Verlauf des Abends noch wiederholt zeigen. Vom langhaarigen 68er zum anerkannten Kirchenmusiker Zunächst aber war es an der Zeit, einiges aus dem ereignisreichen Leben des 79-Jährigen zu erfahren. Vorerst kurze Zeit als Primarlehrer tätig, studierte er Schulmusik in Zürich und entdeckte seine Liebe zum Toggenburg. "Wir lebten in einer WG, der Einzige, der geblieben ist, bin ich", erzählte er. Seine WG-Kollegen seien weitergezogen, nach Indien, zurück nach Zürich und in andere Städte. "In Alt St.Johann bat man mich, den Kirchenchor zu übernehmen. Als Typ mit schulterlangen Haaren und einem mächtigen Bart", schmunzelte er. Er sagte zu. "Für ein halbes Jahr, dachte ich". Es sollten schliesslich 39 Jahre daraus werden. Das ländliche Leben, die Natur, die Stille, die Alpen, Kuhglocken hätten ihm "den Ärmel ine gno". Dass er im Lauf der Jahrzehnte Urheber von über 60 musikalischen Werken werden sollte, hat er damals wohl selbst kaum geahnt. Er entdeckte seine Liebe zu Klängen aller Art ("Ich bevorzuge keine bestimmten Stilrichtungen") und wurde zum Initianten von KlangWelt Toggenburg. Das seit Jahren erfolgreiche Projekt beinhaltet Kurse, den Klangweg, das Naturstimmen-Festival. Im Bau befindet sich zurzeit das Klanghaus am Schwendisee. Es soll im Frühjahr 2025 eröffnet werden. "Als ich die Idee eines Klanghauses im Kopf herumtrug, bemühte ich mich um eine Audienz bei Architekt Peter Zumthor", verriet er den gebannt zuhörenden Gästen des Abends. "Dreissig Minuten wurden mir gewährt". Also beschrieb er sein Anliegen. "Zwanzig Minuten hörte er mir schweigend zu, verzog keine Miene". Dann die Frage von Zumthor: "Ist es still dort oben?" "Da wusste ich, dass ich gewonnen hatte", so Peter Roth. Denn mit der Stille konnte er tatsächlich auftrumpfen. Zumthor sagte zu, konnte das Projekt dann allerdings doch nicht ausführen, weil, aufgrund von Beschwerden der Konkurrenz, ein öffentlicher Architekturwettbewerb durchgeführt werden musste. Didgeridoo im Felsen eben seiner Tätigkeit als freischaffender Musiker, Komponist, Chor- und Kursleiter hat Peter Roth die Kurzfilmserie "Vom Zauberklang der Dinge" geschaffen. Davon gab er den Anwesenden drei Kostproben und erläuterte sie. So erfuhr man beispielsweise, dass auch im Ausland der traditionelle Naturjodel, vorgetragen in der Kirche beim Gottesdienst, mit Erstaunen und Wohlwollen aufgenommen wurde. Oder wie verschiedenste Klänge mit Hilfe von farbigem Licht Wasser in Schwingungen versetzt und so wunderschöne Bilder produziert. Ein dritter Kurzfilm begleitete Jäger und Freund Roland Schlumpf auf den Altmannsattel, zeigte herrliche Wildtieraufnahmen und beschrieb die Philosophie des verantwortungsvollen Jägers, der die Tiere nicht des Geldes wegen erlegt, sondern um den Wildbestand zu regeln und gesund zu erhalten. Auch hier durften passende Klänge nicht fehlen: In den Felsen gebohrte Löcher ahmten das australische Didgeridoo nach und gaben, naturgetreu, die gleichen Töne von sich. Alpsegen mit Hackbrett Sowohl hier als auch in Peter Roth’s Heimat hat der Alpsegen Tradition. Eine für Amden eher ungewohnte Art gab der Künstler am Schluss seines Auftritts zum Besten. Einen Ausschnitt aus dem Alpsegen trug er in Begleitung seines Hackbretts vor. Ganz am Ende des Abends war er dann aber doch noch nicht. Mit dem jazzartig vorgetragenen Song "Come And Go To That Land" bezeugte er, dass er nicht allein Kirchenmusiker, Komponist, Chorleiter, Referent, Netzwerker und Klangfreund ist, sondern auch in Jazz und Gospelmusik zu Hause ist. Die Geheimnisse des Zufalls: Eine Reise durch Wissenschaft und Alltag mit Peter BruggerAm 2. Mai 2023 fand im Hotel Rössli in Amden ein fesselnder Vortrag mit Peter Brugger statt, der uns auf eine aufschlussreiche Reise durch die Welt des Zufalls mitnahm. Vor dem Hintergrund, dass der Zufall eine weit grössere Rolle in unserem Leben spielt, als wir oft annehmen, entfaltete Brugger ein faszinierendes Panorama über die historische und aktuelle Auseinandersetzung mit dem Konzept des Zufalls in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.
Ein zentraler Aspekt des Abends war die Betrachtung, wie unser Nervensystem die zufälligen Ereignisse um uns herum wahrnimmt und verarbeitet, und wie diese Fähigkeit, Ordnung im scheinbaren Chaos zu erkennen, tief in unserer evolutionären Vergangenheit verankert ist. Besonders fesselnd waren die Ausführungen zu den "illusionären Konturen", die unser Gehirn nutzt, um in der Umwelt navigieren zu können – ein lebendiges Beispiel dafür, wie wir Muster erkennen, selbst wenn sie physisch nicht vorhanden sind. Brugger berührte auch die psychologischen Aspekte, die unsere Tendenz beleuchten, in zufälligen Ereignissen nach Bedeutung zu suchen, eine Neigung, die sowohl unser Verhalten als auch unsere Entscheidungsfindung tiefgreifend beeinflusst. Darüber hinaus wurde die Universalität des Phänomens Zufall hervorgehoben, demonstriert anhand von Experimenten mit Tieren, die verdeutlichen, dass auch nicht-menschliche Lebewesen auf Zufälligkeit in ihrer Umgebung reagieren können. Der Abend schloss mit einer Einladung, die Rolle des Zufalls in unserem Leben und in der wissenschaftlichen Forschung neu zu bewerten. In einer Welt, die nach Ordnung und Vorhersehbarkeit strebt, erinnert uns der Zufall an die Bedeutung des Unerwarteten und Unvorhersehbaren. Die Auseinandersetzung mit dem Zufall eröffnet nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern bereichert auch unser Verständnis von der Welt und unserem Platz darin. Dieser Vortrag im Hotel Rössli war nicht nur eine Gelegenheit, neue Perspektiven zu entdecken, sondern auch eine Erinnerung daran, wie das Unerwartete unser Leben bereichern kann. Frölein Da Capo begeistert das Publikum mit ihrer «Ein-Frau-Show Ein Durcheinander aus Kabeln, vielerlei Geräten und Instrumenten herrscht vor Beginn auf der Bühne. Neben Trompete, Posaune, Eufonium und Schlagzeug steht ein Tischchen mit Keyboard, einem altertümlichen Kassettenrecorder, Notizbuch und einem Stapel Bücher. Am Boden, vielleicht das wichtigste, ein Loopgerät. Und dann öffnet sich der knallrote Vorhang - und hervortritt der Star des Abends: Frölein Da Capo, mit bürgerlichem Namen Irene Brügger. Singend, spielend, zeichnend, reimend, witzig und riesig charmant tanzt die Künstlerin virtuos durch das zweistündige Abendprogramm im Gemeindesaal Amden.
Von Rösli Ackermann Sie hätte die coronabedingte «Kunstpause» der letzten zwei Jahre für den Besuch eines show-wissenschaftlichen Fachlehrgangs genutzt und gelernt, wie man dem Publikum ein ordentliches Spektakel bietet. Und das tut sie denn auch. Sie nimmt einen einfachen Rhythmus mit einem Klick auf das Loopgerät auf und lässt ihn weiterlaufen, um mit der Trompete eine Melodie anzustimmen, und auf diesem musikalischen Gerüst baut sie mit oder ohne Gitarrenbegleitung ihre Lieder und Geschichten auf – mal jazzig, mal volkstümlich, mal lässig poppig, mal im Country Style oder wehmütigem Blues. Und diese Geschichten haben es in sich: Die Tücken des Alltags, haarscharf beobachtet und erfrischend liebenswürdig und kreativ erzählt, mit viel Liebe zum Detail und dem Blick für’s Absurde – immer schön verpackt in einprägsame Reime. Sie bringen das Publikum zum Schmunzeln und immer wieder zum herzhaften Lachen. Den Anfang macht ein verträumtes Liebeslied. Wunderbar «schmalzig» und einlullend, bis man ernüchtert realisiert, was hier angebetet wird und neben dem die Sterne verblassen – das ist das Smartphone. Oder, die Schwierigkeit eine Parkplatzgebühr zu bezahlen, ohne Bargeld und Twint, und der Polizistin mit der Busse näher als die nächste Bank. Dies sei ein Beitrag zum Lädelisterben, wie Da Capo lakonisch bemerkt. Erheiternd zu erfahren ist auch, was männliche und weibliche Mücken so alles treiben gegenüber der geplagten Menschheit, aber auch in Bezug auf ihr eigenes Äusseres: Eitelkeit pur auch im Tierreich - fantasievoll illustriert auf der Leinwand. Und, dass «Nein-Sagen» gelernt sein will, zeigt die Dessertbüffet-Episode: Welche Schmach, wenn der liebevoll selbstgebackene, aber leider etwas hart geratene Kuchen auf dem Büffet stehen bleibt und man am Ende mit halbem «Schoggi-Stein» wieder abziehen muss, während andere triumphierend die leeren Teller vorweisen. Die Worte «schön – blöd – Winter», spontan eingebracht von einem Heidi aus dem Publikum, werden mühelos zum Gedicht und als Winter-Blues vertont, bevor das Frölein unter tosendem Applaus in die Garderobe entschwindet. Ernster, intimer und heisser wird’s im zweiten Teil des Programms. Nach der anschaulichen Illustration der Proportionen des menschlichen Körpers an der bekannten Skizze des «Leonado Da Capo» - etwas verschämt, mit dem Feigenblatt an der richtigen Stelle – geht’s direkt ins eheliche Schlafzimmer. Wer hat schon gewusst, dass sich der lästige Graben zwischen den beiden Matratzen ganz einfach mit einer «Liebesbrücke» aus Schaumstoff schliessen lässt? Und ... die Fortsetzung wird musikalisch höchst anschaulich erörtert. Nicht weniger turbulent ist die Zaubershow mit viel Hokus Pokus, Trommelwirbel und dramatischer Musik, und zum Vorschein kommt – aus den Tiefen ihres schulterfreien Petticoat-Kleides - die gesuchte Flöte. Das folgende «hochdeutsche Herbstgedicht» ist ein besonderer Leckerbissen. Es erzählt die Geschichte der beiden benachbarten Ehepaare Klein und Gross, ihre unkeuschen Gedanken und Wünsche und welch’ hinterhältig-boshafte Szenen sich zwischen ihnen abspielen, von der Künstlerin direkt und fortlaufend in präzisen Filzstiftstrichen und träfen Bildern gezeichnet, um das Geschehen gleichzeitig in Gedichtform zu rezitieren – unnachahmlich! Nach mehr oder weniger tiefsinnigen Betrachtungen über Eltern und Kinder, über «Alteri Teili» und die Nutzlosigkeit der Apps gegen das Vergessen, weil man das Passwort bereits vergessen hat, folgt das fulminante Finale: ein Blitz-Kleiderwechsel vom züchtigen Frölein-Look mit Hochsteckfrisur zur mondänen Diva mit bodenlanger Glitzer-Robe und wallender Mähne und ein stimmgewaltiger Abschieds-Song. Mit Zugabe und riesigem Applaus endet die wunderbare, manchmal auch wundersame, unterhaltsame Reise. Vom Geschenk der Stille – Marco Badilatti liest aus seinem neuen Buch Bereits um 17:30 Uhr treffen die ersten Gäste zum Nachtessen im Restaurant Hotel Rössli in Amden ein, und zwei Stunden später sind rund dreissig erwartungsvolle Zuhörer anwesend. Die Autorenlesung kann beginnen.
Marco Badilatti, in Amden wohnhaft und ehemals Mitglied des Vorstandes im Kulturverein, ist im Kreis der Anwesenden bestens bekannt. Dies gilt teilweise auch für die vier Musiker/innen, welche seine Texte zum Thema «Stille» mit ruhig-getragenen finnischen Volksmusikweisen mit drei Violinen und Piano untermalen. Es sind dies: Maja Homberger, Mitglied des Kulturvereins und in Amden wohnhaft, Claudia Palser Kieser aus Rümlang und Philipp und Sabina Schmuki aus Weesen. Letztere amtet als verantwortliche Kirchenmusikerin in der evangelischen Kirchgemeinde Weesen-Amden, ist aber auch begeisterte und erfolgreiche Komponistin. Die Musiker haben sich in Ihrem Outfit dem Thema sowie dem vortragenden Autor angepasst, und geben, dezent in ruhiges Schwarz gekleidet, dem Anlass auch optisch den gebührenden Rahmen. Mit dem auch seinem Buch vorangestellten Sinnspruch eröffnet Marco Badilatti die Lesung: Die Stille ist ein Raum der Erkenntnis. Wenn du hineingehst, wird dir die Einsicht nicht erspart bleiben zu erfahren, wer du bist. Und es wird dir die Einsicht nicht vorenthalten werden, wer du sein könntest. (Verfasser unbekannt) In den folgenden rund zwei Stunden nimmt er das Publikum mit auf eine interessante und äusserst anspruchsvolle Reise: Ausgehend von seiner Kindheit im Engadin, wo er die positive Kraft der Stille erstmals bewusst erfahren durfte, über die Fragen rund um die zerstörerischen Auswirkungen des heutigen, allgegenwärtigen Zivilisationslärms, steht im Hauptteil die Frage im Mittelpunkt, was die grossen Geister der Menschheit – Philosophen, Religionsstifter, Mystiker, Wissenschaftler und Künstler - zum Thema «Stille» zu sagen haben. Es ist ein «Ritt» durch die Kulturgeschichte – höchst spannend und anregend, aber auch enorm fordernd – in einer wohltuenden, gelungenen Harmonie mit den Darbietungen der Musiker. Mit den leicht abgewandelten Worten aus den augustinischen Bekenntnissen beschliesst der Autor die Lesung: Unruhig ist mein Herz, bis es ruht in der Stille. Allen Beteiligten gelten unsere Hochachtung und unser grosses Dankeschön! Organisation und Bericht: Rösli Ackermann / Bilder: Erika Schärer |
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April 2024
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